Vom Frühling in den Winter

Vom Frühling in den Winter

Irgendwann war es dann tatsächlich so weit, meine schöne Zeit im frühlingswarmen Griechenland ging zu Ende. Ich verließ meinen hübschen kleinen Platz bei Sofia, verbrachte noch eine einsame Nacht an einem kleinen Platz am Meer in der Nähe von Patras und legte dann die letzten km bis zum Fährhafen zurück. Am Abend startete die über 30h dauernde Überfahrt nach Venedig. Die meiste Zeit hatte ich entweder schlechtes oder gar kein Internet, Arbeiten war also nicht. Die Hinfahrt war da deutlich besser. Nun gut…. ausgeschlafen hatte ich irgendwann auch, die letzten 8 Tage in Griechenland hatte ich definitiv zu wenig Schlaf, weil ich die schönen Sonnenstunden besser nutzen wollte und somit in der Nacht bis 3 oder 4 Uhr gearbeitet habe. Das muss sich ändern! Andererseits ist es nicht genau das was ich wollte? Arbeiten, wenn es nichts zu Schauen oder Erleben gibt? Ich suche noch nach dem perfekten Rhythmus.

Auf jeden Fall fehlte mir der Dino im gleichen Moment, mein gemütliches Nest, mein Zuhause. Und die Freiheit, die er mir schenkt, das ist so unbeschreiblich. In den Sommermonaten kann man auf der Fähre nach Griechenland Camping-on-Board machen, das hatte ich mal vor ca 20 Jahren und es war so genial: du kannst während der Überfahrt einfach in deinem Camper bleiben, bekommst Strom vom Schiff und hast alle Vorteile aus beidem. Und billiger ist auch noch, da die Kabine auf dem Konto doch ganz schön weh tut.

In Patras wurde ich am Hafen übrigens noch live Zeuge von Flüchtlings-Dramen. Bei einem kurzen Spaziergang beobachtete ich (am hellen Tag) wie ein paar Flüchtlinge direkt vor dem Checkin einen LKW seitlich öffneten und mind. einer oder auch mehrere hatten es tatsächlich rein geschafft. Die anderen sind weg gerannt, über den Zaun geklettert und warteten neben dem Hafengelände auf eine neue Chance. Die Polizei war permanent in der Nähe, das scheint hier wohl Alltag zu sein. Ein Schweizer hatte mit mir zusammen die Beobachtung gemacht und wir haben dann zusammen die Polizei informiert. Nicht, dass der unwissende LKW Fahrer noch als Schleuser Ärger bekommt. Die Griechen hier schien das jedenfalls nicht zu stören, die sind wahrscheinlich froh um jeden der das Land verlässt. Als der Fahrer dann vom CheckIn zurück kam, hat die Polizistin ihn informiert und sie haben zusammen den Lkw geöffnet. Die Folge war dann ein kompletter Check aller Fahrzeuge bei der Einfahrt in das innerste Hafengelände. Jeder Pkw, jeder LKW und eben auch jeder Van wurde komplett durchsucht, selbstverständlich auch der Dino: überall leuchtete er rein, Toilette, Bett, hinter Vorhänge… Spätestens hier wäre der Junge (vermutlich Iraker oder Afghane) eh entdeckt worden. Ansonsten sieht man in Griechenland sehr wenige bis gar keine Flüchtlinge, die sind wohl doch hauptsächlich auf den Inseln und weniger auf dem Festland. Einige Pakistaner habe ich gesehen, die zZt bei der Orangenernte halfen, insgesamt aber doch sehr wenige.

Und so verbrachte ich viel zu viele Stunden mit Nichts-Tun, sehr ungewöhnlich (und auch unbefriedigend) für mich und wartete darauf, dass wir Venedig erreichen. Nach ein paar Stunden Nachtschlaf auf dem Parkplatz am Straßenstrich *grins* ging es dann an den letzten Streckenabschnitt in Richtung Brenner. Dieses Mal zum Glück bei trockener Strasse und Sonnenschein und somit konnte ich die Schönheit der Berge ein wenig genießen. Nach diversen Grenz- und Passkontrollen erreichte ich dann wieder Deutschland.

Seitdem bin ich für einige Tage wieder in meiner alten Wohnung – es werden wohl die letzten sein. Ich hoffe, bis nächste Woche das Wichtigste erledigt zu haben um dann München wieder für längere Zeit den Rücken zu kehren. Und bis dahin müssen Schränke geleert, sortiert, Bücher, CDs etc. entsorgt werden und ein interner Umzug in das kleine Zimmer organisiert werden. Und nebenbei muss ich ja auch noch Geld verdienen…. bin ich froh, wenn der Monat vorbei ist und es endlich mit Dino auf Tour geht.